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Von Satellitenmännchen und anderen Irrlichtern

Autorenbild: Stephan Rinke-MokayStephan Rinke-Mokay

Viele Menschen zeigen sich frustriert ob ihrer Erfahrungen bei der Suche nach neuen Partner*innen. Dass sie sich durch den Fokus auf oberflächliche Charakteristika dabei selbst schaden, scheint sie nicht zu stören.



Stell dir vor, du wärst eine Grille oder ein Frosch. Du möchtest gerne ein Weibchen kennenlernen, denn die Zeit scheint reif, das Wetter mild, der Sonnenuntergang romantisch - kurzum, du bist paarungsbereit. Du fängst an zu rufen, denn eine andere Methode, um Weibchen auf dich aufmerksam zu machen, ist dir nicht bekannt. Dir ist allerdings bekannt, dass Rufen ein Risiko darstellt, da dadurch hungrige Räuber auf dich stoßen könnten. Doch du hast ein Ziel und lässt dich nicht beirren. Also rufst du. Doch trotz all deiner virtuosen Bemühungen sind keine Weibchen in Sicht. Du hast eine Vermutung, woran das liegen könnte - und dann siehst du sie, die anderen Männchen, welche nicht rufen, daher kein Risiko eingehen und viel weniger investieren als du.

 

Sie wissen einfach, wo sie warten müssen, um die paarungsbereiten Weibchen abzufangen, welche von den Rufen angelockt werden. In gewisser Weise sind sie Betrüger. Sie wissen, wie sie sich verhalten und was sie sagen müssen, um vorzugaukeln, dass sie ihnen wichtig sind. Viele Weibchen - geschmeichelt und betört - lassen sich darauf ein und stellen ihre Suche ein. Diese Satellitenmännchen nehmen diese Chance zur Paarung gerne wahr - und begeben sich gleich danach auf die Suche nach dem nächsten Weibchen, welches oberflächlich genug ist, sich auf sie einzulassen.

 

Suche nach Gold, und du wirst kein Herz finden
 

Satellitenmännchen gibt es in einigen Grillen- und Froscharten tatsächlich. Erklären lässt sich das Phänomen mit verschiedenen Paarungsstrategien, welche sich evolutionär entwickelt haben. Wenn alle Männchen rufen würden, würden sich auch alle der Gefahr aussetzen, gefunden und gefressen zu werden. Wenn keines rufen würde, dann würde man viel weniger Weibchen anlocken können. Also braucht es ein Gleichgewicht zwischen beiden Strategien zum Wohle der Art. Das menschliche Urteilsvermögen ist in Teilen sicherlich dem von Grillen oder Fröschen überlegen, und doch scheint es manchmal so, als würden sich Frauen bereitwillig mit den Satelliten zufriedengeben, nur um anschließend enttäuscht darüber zu sein, dass diese sich nicht wie das Original verhalten, welches sie eigentlich finden wollten und welches tatsächlich bereit wäre, sich zu bemühen.

 

Hier in Dubai scheint dieser Trend besonders offensichtlich zu sein. Natürlich kann ich nur beschreiben, was mein eigener Erfahrungshorizont umreißt. Verallgemeinerungen sind selten zielführend, aber ohnehin ist eine Beobachtung nie eine Generalisierung, sondern zwangsläufig die subjektive Wahrnehmung unserer eigenen Wirklichkeit. Bei den meisten Frauen, die ich hier treffe, drängt sich aber der Eindruck auf, dass sie einen Mann in erster Linie danach bewerten, was er hat und nicht danach, was er ist. In gewisser Weise verkaufen sie sich, betrachten sich selbst dabei aber als elegant und anspruchsvoll.

 

Falls ich ihr wichtig wäre, würde sie für mich zahlen, oder?
 

Selbst die meisten Frauen, die ich bisher im Hostel kennengelernt habe, vertreten fast durchgehend solche traditionellen Ansichten. Sie könnten, meinen sie, einen Mann nicht ernst nehmen, welcher bei einem Treffen nicht für sie zahlt. Es wäre ein Zeichen dafür, dass sie dem Mann wichtig wären und dass er sich um sie bemühe. Tatsächlich habe ich oft gehört, dass eine solche Geste "das Mindeste" wäre. Sie wollen sich so fühlen, als könne der Mann sie versorgen, während ich es als Oberflächlichkeit ansehe, sich Aufmerksamkeit zu erkaufen anstatt sie sich zu verdienen. Die Frauen aber, so geht die Begründung weiter, wollen sich so fühlen, als wären sie etwas Besonderes, als ob man als Mann beweisen müsse, ihrer würdig zu sein. Schließlich würden sie ihren Wert kennen.

 

Basierend auf dieser Logik, würden Männer dann nicht ihren Wert kennen, welche sich um Frauen bemühen und nicht umgekehrt? Hätten sie ein niedriges Selbstwertgefühl, kein Rückgrat wenn es darum geht, eine andere Person zufriedenzustellen, und wären nicht aufrichtig? Denn wenn ich ein selbstbewusster Mann wäre, wäre es dann nicht logisch, dass die Frau mir beweisen müsste, dass sie meiner Aufmerksamkeit wert wäre? Falls nicht, wo liegt der Unterschied? Was begründet, dass zunächst ich als Mann investieren muss, um eine Frau kennenzulernen? "Du verlierst deine Maskulinität und sorgst dafür, dass Frauen sich nicht feminin fühlen", habe ich bereits als Gegenargument gehört. Na klasse, meine Männlichkeit ist proportional zum Inhalt meiner Geldbörse.


 

Vom Stolz, nur von sich selbst abhängig zu sein

 

Glücklicherweise ändern sich Ansichten und Überzeugungen, und - zumindest in Deutschland - gibt es immer mehr Frauen, welche stolz auf ihre Unabhängigkeit sind. Sie lehnen die Vorstellung ab, dass man für die bezahlen würde, da ihnen bewusst ist, dass eine solche Geste oft mit Erwartungen verknüpft ist. Ich finde es äußerst befremdlich, dass man nach einem angenehmen Abend bei dem alles gut gelaufen ist als Frau trotzdem enttäuscht ist, wenn der Mann am Ende nicht für beide zahlt. Ist das wirklich das Wichtigste? Wäre das nicht unglaublich oberflächlich? Ich würde mich als Mann beleidigt und verletzt fühlen.

 

Ein ähnliches Thema ist die Frage, welche Person den ersten Schritt machen sollte. Es wird gewöhnlich erwartet, dass der Mann die Frau anspricht, nicht umgekehrt. So können Frauen das Risiko vermeiden, abgelehnt zu werden, während sie die Macht darüber behalten, abzulehnen. Ich halte mich nicht an solche ungeschriebenen Gesetze, also lerne ich auch nicht viele Frauen kennen. Es stört mich nicht. Schließlich bin ich mir meines eigenen Wertes bewusst. Ich weiß es zu schätzen, wenn eine Frau mir ihr Interesse signalisiert. Es zeigt mir, dass ich ihr wichtig genug wäre, dass sie bereit ist, etwas zu investieren. Das Beste daran: Ich würde nicht einmal erwarten, dass sie für mich bezahlt.

 

Wenn du darauf wartest, dass jemand dich anspricht, dann wirst du vielleicht eine Person treffen, die dich möchte, aber vielleicht nie eine, die du möchtest
 

Die einfache Wahrheit ist, dass eine Frau, die darauf wartet, von einem Mann angesprochen zu werden, vielleicht jemanden treffen wird, der sie möchte, aber vielleicht niemals jemanden, den sie möchte. Der Unterschied könnte größer kaum sein.

 

So bleiben die menschlichen Satellitenmännchen also erfolgreich. Sie wissen, dass sie sich nicht aufrichtig bemühen müssen. Sie müssen die Frauen nur ansprechen, ihnen ein paar oberflächliche Komplimente machen, und für sie bezahlen. Warum Frauen im Anschluss sich dann darüber beschweren, dass solche Männer sich nicht als fürsorglich und gut herausstellen, wird mir immer ein Geheimnis bleiben. Was erwarten sie von einem Satelliten?

 

Ist das hier also eine Flirt-Beratung? Natürlich nicht. Als Geschiedener drängt man sich dafür möglicherweise nicht gerade auf. Allerdings kann dieser Beitrag eine gewisse Perspektive beleuchten. Sollte ein Mann nicht gewillt sein, für eine Frau zu bezahlen, wenn sie zusammen ausgehen, oder sollte er sie nicht zuerst ansprechen wollen, dann bedeutet das nicht, dass er sich nicht für sie interessiert. Möglicherweise bedeutet es sogar das Gegenteil. Vielleicht bedeutet es ganz einfach, dass er nicht oberflächlich ist - und das er gerne herausfinden würde, ob sie es ist.


Warte nicht darauf, dass etwas Gutes seinen Weg zu dir findet. Suche es dir selbst. Ansonsten wirst du möglicherweise viele großartige Gelegenheiten verpassen, einschließlich des Kennenlernens des Partners deiner Träume.



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