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O zapft is im Wüstensand

Autorenbild: Stephan Rinke-MokayStephan Rinke-Mokay

Es scheint oft, als wären Menschen von Erwartungen geleitet und würden Klischees leben. Dabei jagen sie den Träumen anderer hinterher – und fragen sich schließlich, warum sie darin keine Erfüllung finden


 

Im Laufe der Jahre habe ich viele Austauschstudierende oder Touristen getroffen, die nach Deutschland kamen. Viele von ihnen hatten das Ziel, das Oktoberfest zu besuchen. Sie waren oft überrascht, wenn ich ihnen sagte, dass ich, als Deutscher, noch nie dort war. Es hat mich nie interessiert, und ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, als sei es mehr eine Veranstaltung für Touristen als für Einheimische. Was ist so besonders daran, sich in stickigen Zelten mit Tausenden von anderen zu betrinken und Lieder zu brüllen, die mich nur dann nicht stören, wenn ich ernsthaft betrunken bin?

 

Soweit muss man dabei aber natürlich gar nicht denken. Es geht vielleicht nicht um die Aktivitäten selbst. Ich bin naiv genug um davon auszugehen, dass man immer und überall tun sollte, was einen glücklich macht. Ich fürchte, mit dieser Meinung stelle ich eine Minderheit dar. Oft habe ich das Gefühl, Menschen würden etwas tun, nur um im Anschluss eben sagen zu können, dass sie es getan haben. Ein Foto davon dient als Beweis, online zur Schau stellen. Auf Rückmeldungen warten. Das ist es, was zählt.

 

Wenn man also nach Deutschland kommt, dann muss man natürlich beim Oktoberfest vorbeischauen, egal, ob man davon begeistert ist oder nicht. Warum? Weil man das so macht!

 

Wenn in Rom...

 

Wenn man nach Paris geht, schaut man sich den Eiffelturm an. In San Francisco steht die Golden Gate Bridge auf dem Programm. In New York wartet der Times Square auf den Pflichtbesuch. In Kairo darf man auf keinen Fall die Pyramiden verpassen. Und in Dubai? Reite auf einem Kamel, mache eine Wüstensafari und sieh dir die Stadt von der Spitze des Burj Khalifa aus an. Wir denken, dass wir etwas Besonderes tun, und übersehen dabei, dass wir das Gleiche tun wie alle anderen auch. Unser Streben, einzigartig zu sein, macht uns gewöhnlich. Warum wollen wir also wie alle anderen sein?

 

Vielleicht sind wir einfach nicht kreativ – oder mutig – genug, um selbst etwas Nützliches und Erfüllendes zu finden. Warum mutig? Weil es leicht ist, das zu tun, was alle anderen tun, aber es erfordert Mut, anders zu sein. Natürlich ist das Problem nicht nur auf Reisen beschränkt. Wie viele Entscheidungen im Leben treffen wir unabhängig, überzeugt davon, dass wir genau das wollen? Und wie viele treffen wir, weil wir (unterbewusst) das Gefühl haben, dass es genauso von uns erwartet wird?

 

Das Hauptproblem ist offensichtlich, dass wir Gefahr laufen, nie glücklich und zufrieden zu sein. Es gibt immer andere Orte, die man noch besuchen könnte, andere Aktivitäten, die man ausprobieren möchte, andere Erfahrungen, die auf einen warten. Schließlich habe ich ja davon gehört oder es irgendwo gesehen. Davor wusste ich nicht einmal, was mir fehlte. Jetzt aber rede ich mir ein, dass ich nicht zufrieden sein kann, bis ich diese hehren Ziele erreicht habe. Wir machen es uns selbst unmöglich, wirklich glücklich zu sein mit dem, was wir haben, wo wir sind, mit wem wir unsere Zeit verbringen. Schließlich könnten wir ja etwas Spannendes verpassen, nicht wahr?

 

Und was ist mit unserem Aussehen? Leider scheitern wir daran, unseren Mädchen zu vermitteln, dass sie schön sind, so wie sie sind. Warum würden sonst so viele junge Frauen versuchen, ihr Aussehen zu verändern, nicht nur mit Make-up und Ohrringen, sondern auch mit Injektionen oder sogar Operationen? Offensichtlich habe sie nicht gelernt, sich selbst vollends zu lieben, so wie sie sind. Sie versuchen, einem Bild zu entsprechen, welches andere Menschen von ihnen haben könnte. So werden sie möglicherweise nie mit sich selbst zufrieden sein, egal, wie sehr sie sich verändern.

 

Seifenblasen, eine flüchtige Faszination


Es ist, als würden wir Seifenblasen nachjagen. Ihre schillernde Erscheinung fasziniert uns. Tragischerweise platzen sie, sobald wir sie erreichen – und wir fühlen uns leer, bis wir der nächsten nachjagen können. Aber egal, wie viele Blasen wir jagen, sie gehören nicht uns, also wird keine von ihnen das Loch füllen, das wir in uns fühlen.

 

Genau das möchte ich vermeiden. Ich bin nicht nach Dubai gekommen, um die Blasen anderer zu jagen. Ich bin gekommen, um die seifige Flüssigkeit anzumischen, mit der man selbst Seifenblasen erschaffen kann. Es wird Blasen geben, aber sie werden meine eigenen sein. Egal, wie sie aussehen mögen, es macht keinen Sinn für andere Menschen, ihnen nachzujagen. Wir werden erst wissen, wie sich Zufriedenheit wirklich anfühlt, wenn wir etwas Persönliches und Einzigartiges selbst erschaffen.

 

Vielleicht sollte ich also in Deutschland auf einem Kamel reiten und in Dubai zum Oktoberfest gehen. Immerhin würde man das von mir nicht erwarten. Ich habe mein ganzes Leben lang damit zu kämpfen gehabt, anders zu sein. Auch wenn es manchmal frustrierend sein kann, gibt es dennoch einen großen Vorteil: Ich weiß, dass das, was ich tue, nicht von Erwartungen getrieben ist. Es wird durch das angetrieben, was ich für richtig halte. Ich bin zufrieden - im wahrsten Sinne des Wortes: Ich bin im Frieden mit mir selbst.

 

So sehr ich auch möchte, dass du dich genauso gut fühlst, wir alle treffen unsere eigenen Entscheidungen. Wenn wir solche treffen, die uns nicht glücklich machen, dann sollten wir uns fragen, warum. Wer zwingt dich, deine Entscheidungen zu treffen?

 

Sei mutig.

 

Sei einzigartig.

 

Sei anders.

 

Nicht für die Welt.

 

Für dich selbst.

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