top of page

Kommunikation – Fluch oder Segen?

Autorenbild: Stephan Rinke-MokayStephan Rinke-Mokay

Wir alle sind darauf angewiesen, und doch vernachlässigen wir sie oft – Wie gute Kommunikation unser Leben verbessern kann


 

Vor einigen Jahren in einem Kindergarten in Deutschland versuchte ich, mit einem etwa vierjährigen Jungen Mathematik zu üben. Ich wollte herausfinden, wie gut er im Zählen war. Ich zeigte ihm meine Hand mit ausgestreckten Fingern und fragte: "Wenn ich einen meiner Finger entferne, wie viele Finger bleiben dann übrig?" Mit wenig Zögern antwortete er: "Acht!" Wie die meisten Menschen war ich mit dieser Antwort nicht zufrieden und versuchte es erneut. "Nein, schau dir meine Finger an! Wenn du einen weg nimmst, wie viele bleiben dann übrig?" "Acht!" Ich versuchte es noch einmal, aber er blieb standhaft. Schließlich fragte ich: "Könntest du mir bitte erklären, wie du zu diesem Ergebnis kommst?" "Ja, natürlich. Du hast zwei Hände. Wenn du einen Finger von jeder Hand weg nimmst, bleiben acht übrig." Mir wurde klar, dass nicht der Junge, sondern ich auf dem Schlauch stand. Anstatt über seine mangelhaften Mathematikfähigkeiten zu urteilen wurde ich darüber belehrt, dass Kommunikation dann scheitert, wenn man bei Missverständnissen die Schuld nur beim Gegenüber sucht.

 

Natürlich könnte man argumentieren, dass er die Frage falsch aufgefasst hatte, da ich nur von einer Hand sprach, aber das wäre äußerst kleinlich. Und was hätte das für ihn bedeutet? Ich hätte ihm ein schlechtes Gefühl gegeben, obwohl ich es war, der ihn falsch verstand. Wie oft tun wir Kindern Unrecht, geschweige denn Menschen im Allgemeinen, einfach weil wir sie nicht verstehen?

 

Kommunikation ist die Grundlage menschlicher Interaktionen. Es ist unmöglich, nicht zu kommunizieren, da selbst unsere Körpersprache es für uns tut, wenn unsere Worte schweigen. Wie oft denken wir jedoch bewusst darüber nach - und wie viele Probleme und Missverständnisse könnten vermieden werden, wenn wir es täten?

 

Hinterfrage dich selbst
 

Beginnen wir mit einem einfachen, aber äußerst wichtigen Punkt, den man sich merken sollte: Wenn man versucht, Informationen zu vermitteln, aber die andere Person einen nicht versteht, dann sollte man sich selbst hinterfragen, anstatt der anderen Seite die Schuld am Scheitern der Kommunikation zu geben. Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen: "Entschuldigung, ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt!" und "Warum verstehst du mich nicht?" Es gilt für dieselbe Situation, aber während die erste Option eine gute Grundlage für ein ruhiges Gespräch ist, birgt die zweite Version Konfliktpotenzial, da sie leicht als Angriff wahrgenommen werden kann. Egal wie klar wir glauben uns ausgedrückt zu haben, wir können die Welt nur mit unseren eigenen Augen und unserem eigenen Verstand sehen und verstehen. Was für uns offensichtlich sein mag, könnte für andere schwer fassbar sein. Also entschuldigt man sich und versucht es erneut. Wer könnte einem das übel nehmen?

 

Verwende Ich-Botschaften
 

Dies ist einer der wahrscheinlich bekannteren Punkte. Wenn man eine andere Meinung vertritt, dann sollte man das auch genauso äußern und nicht wie ein Urteil klingen lassen. Selbst ein Beispiel so einfach wie "Ich mag dein Kleid nicht!" und "Dein Kleid ist hässlich!" verdeutlicht den Punkt. Das erste ist nur eine Meinung, und Geschmäcker variieren. Das zweite ist bewertend oder eine Beleidigung. Beide beschreiben dieselbe Situation, aber die Wahrnehmung für den Empfänger der Nachricht ist sehr unterschiedlich. Äußere also eine Meinung und sag, was du denkst, aber formuliere es nicht so, als handele es sich um Tatsachen und nur du hättest Zugang zur Wahrheit.

 

Definiere deine Ziele
 

Bewusste Kommunikation hat normalerweise ein Ziel. Es ist offensichtlich, wenn wir eine Frage stellen oder etwas wollen, aber selbst der Wunsch, mit jemand anderem zu sprechen und eine Rückmeldung zu bekommen, könnte an und für sich ein Ziel sein. Wenn du dich in einem Gespräch befindest, denke daran, was du damit erreichen möchtest. Es mag ein wenig nach Schauspielerei klingen, aber letztendlich ist das Entscheidende, ob du dein Ziel erreichst. Kinder lügen andauernd, um zu bekommen, was sie wollen. Natürlich meine ich damit nicht, Lügen per se gutzuheißen, aber welchen Sinn hat es, einen Streit zu riskieren, nur weil du recht haben möchtest? Wenn dein Ziel also ist, eine friedliche Atmosphäre zu Hause zu haben oder wenn du deinen mürrischen Kollegen dazu bringen musst, mit dir zusammenzuarbeiten, sag, was du sagen musst, um zu bekommen, was du willst. Darauf zu bestehen, immer Recht haben zu wollen, ist reine Zeit- und Energieverschwendung.

 

Kenne dein Gegenüber
 

Wenn man verschiedene Menschen miteinander vergleicht, dann merkt man, dass dieselbe Art der Kommunikation nicht zu denselben Ergebnissen führen wird. Betty plaudert gerne, Jonah spricht nur, wenn es absolut notwendig ist, und Antonio liebt seine Verschwörungstheorien. Man kann ehrlich bleiben, sich aber dennoch an die verschiedenen Typen anpassen. Belästige Jonah nicht mit Tratschereien, bitte Antonio nicht um medizinischen Rat und frage Betty ab und zu nach ihrer Meinung über einen Prominenten. Wir müssen nicht mit allen Menschen befreundet sein, aber wir können erwarten, dass wir respektvoll miteinander umgehen, wenn wir unsere Unterschiede akzeptieren und Vielfalt schätzen.

 

Drücke dich deutlich aus
 

Offensichtlich hilft es, über einen soliden Wortschatz zu verfügen, wenn wir möchten, dass andere uns verstehen. Wenn wir uns nicht klar ausdrücken können, wie können wir dann erwarten, dass uns andere verstehen? Außerdem ist es einfach frustrierend festzustellen, wenn man einen Gedanken ausdrücken möchte, daran aber scheitert, weil es am nötigen Vokabular fehlt. Der eigene Wortschatz hängt weniger von der Intelligenz ab als von Übung und Interesse.

 

Bleib ruhig und rational
 

Leider regen sich zu viele Menschen zu schnell auf, wenn sie mit jemandem mit einer anderen Meinung sprechen. Oft werden sie in diesen Momenten von Emotionen geleitet, welche selten eine gute Grundlage für ruhige und zielführende Gespräche sind. Stattdessen sollten wir versuchen, rational zu bleiben und das Gesprächsthema von der Person zu trennen. Nur, weil jemand eine andere Meinung hat, bedeutet das nicht, dass wir diese Person insgesamt ablehnen müssten. Meinungen können sich ändern, also sollten wir sicherstellen, dass Vorurteile nicht für immer bleiben. Um nicht zu emotional zu reagieren ist der beste Weg meist, mit der eigenen Antwort und Rückmeldung zu warten, bis sich die Emotionen gelegt haben.

 

Sei höflich
 

Natürlich kommen einige Aspekte guter Kommunikation auf respektvolles Verhalten zurück und damit auf die allgemeine Grundlage des respektvollen Zusammenlebens. Sei aufmerksam, höre sorgfältig zu und unterbrich nicht; benutze keine Beleidigungen; sei nicht zu stolz, um Fehler einzugestehen; ignoriere dein Telefon, wenn du in einem Gespräch bist; und so weiter. Ein Gespräch mag uns nicht immer interessieren, aber es ist eine Frage des Anstands, ein paar Grundregeln einzuhalten.

 

Interpretiere nicht
 

Zugegebenermaßen könnte dies der schwierigste Punkt sein, da er höchst subjektiv empfunden wird. Die Art und Weise, wie Menschen Informationen vermitteln und empfangen, ist sehr unterschiedlich. Deutsche wie ich haben den Ruf, sehr direkt zu sein, was Menschen aus anderen Kulturen irritieren könnte. Aber selbst innerhalb einer Gesellschaft gibt es verschiedene Formen der Interpretation von Kommunikation. Zum Beispiel könnte die Aussage: "Wir haben keine Milch mehr!" nur als Information gedacht sein, damit meine Mitbewohner nicht überrascht sind, wenn sie danach suchen. Es könnte jedoch von anderen als Anklage verstanden werden, wie zum Beispiel: "Wer hat die Milch aufgebraucht, aber nicht nachgefüllt?" Es ist verständlich, dass wir nie einen Punkt erreichen werden, an dem jeder eine Nachricht auf die gleiche Weise interpretiert, aber ich glaube, dass das Leben viel einfacher wäre, wenn wir sagten, was wir meinten, und andere es genauso verstehen würden – anstatt es zu interpretieren. Das Mindeste, was wir tun können, ist nach der Bedeutung einer Aussage zu fragen, wenn wir uns nicht sicher sind, anstatt voreilige Schlüsse zu ziehen.

 

Worte machen den Unterschied
 

Normalerweise stört es mich nicht, Kritik oder Rückmeldungen zu erhalten, besonders bei der Arbeit. Niemand ist perfekt, also sollten wir alle offen für die Perspektive eines anderen sein. Wie wir etwas formulieren, macht jedoch den Unterschied. "Ahmad, ich bin mit deiner Gesamtleistung zufrieden. Ich denke, eine Sache, an der du noch arbeiten könntest, ist dein Auftreten bei Präsentationen." Die meisten Menschen würden von einer solchen Aussage nicht verletzt und vielleicht sogar motiviert werden. Was wäre, wenn der Chef gesagt hätte: "Ahmad, ich bin wirklich enttäuscht von deiner Präsentation. Wie schwer kann das schon sein?" Wieder kommen wir auf das Ziel der Kommunikation zurück. Wenn du möchtest, dass deine Mitarbeiter sich verbessern, musst du sie motivieren, anstatt sie auch in Momenten der Schwäche herunterzuziehen. Also sollten wir, wann immer wir jemanden kritisieren wollen, unsere Worte sehr sorgfältig wählen. Natürlich werden manche Menschen Kritik so oder so nicht akzeptieren, aber ich bin überzeugt, dass 90 Prozent unserer Gespräche verbessert werden könnten, wenn wir die hier aufgeführten Punkte befolgen.

 

Zum Nutzen aller Beteiligten.

 

Danke fürs Lesen! Ich schätze es, dass du dir die Zeit genommen hast!



2 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Commentaires


Kontakt

You First Social Services FZCO

Dubai Silicon Oasis,

DDP, Building A1/A2
Dubai, United Arab Emirates

​​

Telefon und Whatsapp: +971-504715971

info@you-first.ae

  • Schwarzes Facebook-Symbol
  • Schwarzes Instagram-Symbol

© 2024 You First Social Services Created at Wix.com

Vielen Dank für Ihre Nachricht!

bottom of page